Bern, 17. Oktober 2023
Heute habe ich dem Bundespräsidenten Alain Berset das vom Staatspräsidenten Mattarella unterzeichnete Beglaubigungsschreiben überreicht. Ich bin unserem Staatsoberhaupt und der italienischen Regierung sehr dankbar für ihr Vertrauen und dafür, dass sie mir die Ehre und das Privileg gewährt haben, Italien in der Schweiz zu vertreten, ausserdem bin ich der Eidgenossenschaft sehr dankbar für den herzlichen und freundlichen Empfang, den sie mir bereitet hat.
Ich kenne die Schweiz, da ich von 2018 bis Anfang dieses Jahres als Ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen in Genf tätig war. Deshalb war der vergangene 4. September für mich wie eine Heimkehr, eine Rückkehr in ein herrliches Land, in dem Millionen italienischer Bürger, darunter Verbannte, Arbeiter, Studenten, Akademiker, Schriftsteller, Forscher und Unternehmer, seit dem 19. Jahrhundert Gastfreundschaft gefunden haben.
Die historischen Freundschaftsbande, die Italien und die Schweiz verbinden, beruhen vor allem auf der italienischen Gemeinschaft, der wahrhaftigen Brücke zwischen beiden Ländern und treibende Kraft ihrer Wirtschaft. Aus diesem Grunde bewundert Italien seine Bürger, welche mit grossen Opfern und bewundernswerter Hartnäckigkeit verantwortungsvolle Positionen in der schweizerischen Gesellschaft eingenommen haben und die italienische Gemeinschaft zu einer der am stärksten integrierten und gefestigten des Landes gemacht haben; eine Gemeinschaft, die einen gewaltigen Beitrag zum Wachstum der Schweiz und ihrer Stellung unter den fortschrittlichsten Staaten der Welt geleistet hat und weiterhin leistet und welche die Made-in-Italy-Produkte auf einem Markt im Herzen Europas mit 8.500.000 Einwohnern wirksam vermarktet.
Die Stärke der Beziehungen zwischen Italien und der Schweiz beruht aber auch auf der italienischen Sprache und Kultur sowie auf Werten, die in unseren Gesellschaften tief verwurzelt sind und geteilt werden. Zu diesen Werten gehören Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, die heute bedroht sind und die wir für uns und für künftige Generationen verteidigen müssen. Zu diesen Werten gehören auch die Kunst des Miteinanders, die italienische Küche und die mediterranen Ernährungsgewohnheiten, welche die gesündesten der Welt sind, zum UNESCO- Kulturerbe gehören und dennoch durch irreführende, trügerische und unwissenschaftliche Kennzeichnungssysteme bedroht sind.
Heute sind alle Voraussetzungen gegeben, um die ausgezeichneten Beziehungen zwischen Italien und der Schweiz weiter auszubauen, umso mehr nach dem erfolgreichen Staatsbesuch des Staatspräsidenten Mattarella in der Schweiz, den Treffen zwischen dem stellvertretenden Ministerpräsidenten und Aussenminister Tajani und dem Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten Cassis, sowie zwischen dem Ministerpräsidenten Meloni und dem Bundespräsidenten Berset, die eine starke Belebung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern begünstigt haben.
Die Präsenz der Schweiz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und die italienische Präsidentschaft der G7 werden uns viele Gelegenheiten bieten, diese privilegierte Verbindung weiter zu stärken. Italien ist bereit, seinen Teil dazu beizutragen, die Beziehungen zwischen Bern und den europäischen Institutionen bei zahlreichen Themen von gemeinsamem Interesse zu erleichtern.
Dieses aussergewöhnliche Potenzial möchte ich nutzen. Es ist diese einzigartige und privilegierte Partnerschaft, die ich konsolidieren möchte, um immer engere Beziehungen zwischen den beiden Ländern und zwischen zwei Völkern zu fördern, die aufrichtige Freunde sind und immer sein werden. Deshalb hoffe ich herzlich, dass wir am 28. November gemeinsam die Wahl Roms zur Gastgeberstadt der Expo 2030 feiern können, auch dank der Unterstützung der Eidgenossenschaft.
In diesem Sinne werde ich Sie in den nächsten Monaten in der Schweiz treffen, von der Romandie bis zum Mittelland und von den Alpen bis zum Kanton Tessin. Auf diese Weise kann ich Ihr Land besser kennenlernen und mit Ihnen über ein Land sprechen, das mit der Schweiz eine 800 km lange Grenze teilt, die jeden Tag von 80.000 Grenzgängern überquert wird und seit mehr als 500 Jahren eine Grenze des Friedens und der Stabilität ist.
Mit freundlichsten Grüssen,
Gian Lorenzo Cornado
Botschafter der Republik Italien